Dbon Tjerdi – Konzept für nachhaltige Entwicklung des Siedlungsgebietes der Naso durch Ökotourismus und eine ökologische Forschungsstation

Bei „DBON TJERDI“ geht es um die Erforschung und den Schutz der Fauna, Flora & Kultur im Siedlungsgebiet des indigenen Volks der Naso am Rio Teribe in der Provinz Bocas del Toro, Panama durch Stärkung kultureller Identität und der Eröffnung finanzieller Einkommensquellen. Die Einführung und Umsetzung dieses Community Projekts wird von dem König der Naso, der regionalen und nationalen Regierung, verschiedener Arbeitsgruppen, gemeinnütziger Organisationen, Universitäten, Forschern, zoologischen Gärten und Einrichtungen unter Einbeziehung aller Naso Gemeinden durchgeführt. Lösungsansätze für eine durch Landraub, Staudammprojekte und finanzielle Armut gefährdete Naso Kultur und Natur fließen hier zusammen und werden durch einen strategischen Entwicklungsprozess geleitet.

Das Projekt leistet einen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt, bedrohter Arten und des größten zusammenhängenden Waldgebiets Zentralamerikas, Unesco Weltnaturerbes sowie Nationalparks „Parque Internacional La Amistad“ (*PILA). Das Volk der Naso wird darin bestärkt seine Ihr von der Unesco ausgestellte Schutzfunktion für das Land und seine auf eine Leben im Einklang mit der Natur eigebettete Kultur und Identität aufrechtzuerhalten und auf Basis dieser eine nachhaltige Entwicklung in Ihren Dörfern voranzutreiben.

Die Inspiration zu diesem Konzept stammt aus einer jahrelangen Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen dem Autor und der Organisation Odesen. Der Autor ist als Lehrer im Auftrag des Landes NRW in der Umweltbildung für die Stadt Wuppertal tätig und ist pädagogischer Beirat sowie Projektleiter Panama für den gemeinnützigen Artenschutzverein First Aid for Wonderful Nature. e.V.“ (*FAWN e.V.). Das Konzept ist Thema einer Doktorarbeit.

Das Projekt ist in die folgenden Teilbereiche strukturiert:

* biologisches/ökologisches Forschungsstation
Kern des Projektes ist die Gründung einer Forschungsstation für Natur- und Artenschutz. Unter wissenschaftlicher Leitung aus Panama und Deutschland, der Beteiligung der lokalen Organisation „ODESEN“ und Kooperation vom Umweltministerium Panamas, der Nationalparkbehörde und dem gemeinnützigen Verein FAWN e.V. werden Forschungsprojekte für bedrohte Tierarten durchgeführt.
Grundlage für die Errichtung und Ausrichtung einer Forschungsstation ist eine einjährige Studie zur Inventarisierung der im Siedlungsgebiet der Naso vorkommenden Säugetierarten (“Dbon Tjang Pjak Yo“, Ziegler, J., 2015) bei der neben dem stark gefährdeten Baird`s Tapir, den Katzenarten Jaguar, Puma, Ozelot, Margay und Jagaurundi bis auf wenige Ausnahmen alle mittelgroßen bis großen Säugetierarten Zentralamerikas nachgewiesen werden konnten. Forschungsschwerpunkte sind zunächst der mittelamerikanische Baird`s Tapir, eine Lösung des Konflikts zwischen Jaguar und Nutztieren sowie die Erforschung der Affenarten am Rio Teribe.

* Ökotourismusprogramm
Seit Jahren gibt es bereits ein Ökotourismusprogramm am Rio Teribe. Besucher können bei Familien übernachten, Regenwald und Dorfleben erkunden. Dieses Angebot wird durch ein hochpreisiges Angebot für Ornithologen zur Beobachtung der über 900 in Panama vorkommenden Vogelarten ergänzt. Die Abdeckung verschiedener Lebensräume begünstigen die Abdeckung eines weiten Artenspektrums vor Ort. Dieses Ökotourismusprogramm mit limitierter Besucherzahl ermöglicht es dem Volk der Naso finanzielles Einkommen mit dem Erhalt des intakten Ökosystems zu verbinden. Eine Inventarisierung der in der Region vorkommenden Vogelarten wurde bereits begonnen und wird im Rahmen von wissenschaftlichen Expeditionen, studentischen Arbeiten fortgeführt. Der Aufbau eines Gasthauses mit sanitären Anlagen (Komposttoiletten), Wasserfiltration, Solarzellen und Sateliteninternet, die Schulung von Personal und der Aufbau einer touristischen Infrastruktur sind die Aufgaben dieses Teilbereiches. Das Gasthaus ist in das biologische Forschungszentrum integriert.

* Umweltbildung
Die Resultate und Aktivitäten der Forschungen fließen in den Aufbau eines handlungs- und praxisorientierten Curriculums für Schüler, Bewohner der Region mit dem Ziel eine emphatische Verbindung zur Natur durch Originalbegegnungen und die Erfassung mit allen Sinnen aufzubauen. Die Schulung und Information der Bevölkerung begünstigt eine Sensibilisierung für den Wert einer intakten Natur, hilft Natur- und Artenschutzgesetze umzusetzen, fördert Wissen und Anwendung von Natur- und Artenschutz und bietet so eine Alternative für neoliberale Ansätze die natürliche Ressourcen für einen kurzfristigen Profit ausbeuten. Eine Partnerschaft mit der „Station Natur und Umwelt“ in Wuppertal, Germany, Dienststelle des Projektleiters Jörn Ziegler, ermöglicht die Übernahme und Adaptierung eines erfolgreichen Modells. Unterrichtseinheiten für Schüler sind „Kleinlebewesen im Fließgewässer“ (Saprobienindex), „Bedeutung und Funktion von Bodenlebewesen“, „Nahrungsnetze im Wald“ und „Heil- und Nutzpflanzen“.

* nachhaltige Entwicklung/Lebensweise
Ein Teil der Gewinne aus dem Ökotourismusprogramm, sowie Spenden und Gelder aus Fördertöpfen werden dazu verwendet eine CO2 freie Lebensgemeinschaft und Energieversorgung (Solarenergie Boote und Häuser), Trinkwasserversorgung und Abwasser (Filtrationsanlage, Komposttoiletten) sowie eine regionale, extensive und partizipative Landwirtschaft mit dem Ziel der Selbstversorgung aufzubauen. Während es in den Dörfern der Naso an sauberem Trinkwasser und einem Abwassersystem mangelt, herrscht unter der Bevölkerung noch ein breites Wissen über die Kultivierung von Nutzpflanzen. Der Aufbau des Forschungszentrums und Gasthauses für Ökotouristen dient als Pilotprojekt für die Umsetzung eines Trink- und Abwassersystems sowie der Versorgung mit regenerativen Energien. Ziel ist es eine nach aussen unabhängige, CO2 freie Versorgung aufzubauen und gleichzeitig ein intaktes Ökosystem zu erhalten.

Die Verabschiedung eines Gesetzes zur Schaffung der „Naso Tjerdi“ Comarca bringt Möglichkeiten und Notwendigkeit einer strukturierten Ausrichtung unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des Naso Volkes zusammen.

Die Zusammenarbeit internationaler Wissenschaftler, Studenten, Organisationen mit den Naso schafft einen „stronghold“ für die bedrohten Arten Zentralamerikas und generiert Wissen um Natur- und Artenschutz tropischer Ökosysteme zu steuern. Das Konzept stärkt kulturelle Identität, verbessert die Lebensqualität in den Dörfern und kreiert eine langfristige Hürde für Abholzung, industrielle Entwicklung und menschliche Einflussnahme in PILA. Das Volk der Naso ist Schutzpatron des Waldes und zeigt wie durch die Verbindung von traditionellem Wissen und neuen Technologien Menschen mit der Natur friedlich und glücklich zusammenleben können.

Jörn Ziegler, 24.11.2018